KW 41: Innovative Marktstrategien gegen KI-Dominanz und neue Technologien für ein faireres Open Web
In der vergangenen Woche: Während die Dominanz von KI-Systemen wächst, wehren sich führende Verlage wie The Economist mit innovativen Marktstrategien dagegen. Parallel führen Unternehmen wie The Trade Desk und Perplexity neue Technologien für ein faireres und transparenteres Open Web ein.
KI-Dominanz im Web-Traffic: Ein Bericht
Die jüngsten Daten des TollBit-Reports „State of the Bots Q2 2025“ offenbaren eine dramatische Verschiebung im Web-Traffic. KI-Systeme gewinnen rasant an Bedeutung, während der Anteil menschlicher Besucher sinkt. Für jeden KI-generierten Besucher liefert Google noch 831 menschliche Nutzer. Dennoch ist der Trend alarmierend: Zu Beginn des Jahres war nur einer von 200 Besuchern ein KI-Bot, im zweiten Quartal bereits einer von 50.
Diese Entwicklung stellt euch vor neue Herausforderungen. Einerseits steigen die Kosten durch erhöhtes Bot-Traffic, andererseits sinken die Referrals von KI-Systemen. Die Click-Through-Raten aus KI-Interfaces liegen 91 Prozent unter denen der Top-10 organischen Suchergebnisse. Es bedarf durchschnittlich 135 KI-Scrapes, um einen einzigen menschlichen Besucher zu generieren.
Besonders betroffen sind B2B- und Professional-Content-Anbieter, die die höchsten Scraping-Raten im Verhältnis zum menschlichen Traffic verzeichnen.
Quelle: Search Engine Land
The Economist’s innovative Strategie im KI-Zeitalter
The Economist reagiert proaktiv auf diese Herausforderungen und entwickelt eine Roadmap für eine Ära, in der KI-Assistenten möglicherweise zur ersten Anlaufstelle für Informationen werden. Der Verlag setzt bewusst auf Formate, die sich schwer automatisieren lassen – vor allem Video- und Audio-Produktionen – und verweigert Lizenzkooperationen mit KI-Anbietern, die als Wettbewerber gesehen werden. Gleichzeitig intensiviert der Verlag die direkte Beziehung zu den Lesern und schärft das Markenmarketing, um die Auffindbarkeit zu verbessern.
Ein konkretes Beispiel für diese Strategie ist das neue Videoprodukt „Insider“, das ab 9. Oktober gestartet wird. Es bietet Abonnenten exklusive Einblicke in redaktionelle Debatten und trägt so zu Markenbindung bei.
The Economist setzt zudem auf die Entwicklung eigener KI-Produkte, die das Nutzererlebnis verbessern sollen. Ein Prototyp eines internen, abgegrenzten LLM auf der Website ermöglicht es Abonnenten, Artikel zu hinterfragen und tiefergehende Informationen abzurufen.
Quelle: digiday
The Trade Desk führt OpenAds ein
Im Bereich der Programmatic-Technologien zeichnen sich spannende Entwicklungen ab. The Trade Desk treibt Innovationen voran, die den digitalen Werbemarkt nachhaltig verändern könnten. Ein Schwerpunkt liegt auf der Verbesserung der Transparenz und Effizienz in der Lieferkette digitaler Werbung.
Besonders interessant für euch als Publisher ist die Einführung von OpenAds: einer neuen Auktionsplattform, die auf Fairness und Transparenz ausgelegt ist. Sie wird in zwei Versionen verfügbar sein:
- eine Server-zu-Server-Lösung für große Anbieter und
- eine vereinfachte Version für kleinere Publisher.
Zudem plant The Trade Desk, PubDesk zu etablieren: ein Tool, das Publisher mit automatisierten Insights über Werbetreibende und wertvolle Signale versorgt. Dies könnte euch helfen, eure Werbestrategien zu optimieren und Erlöse zu steigern.
Quelle: The Current
Nachrichten-Medien: Neue Studie belegt Mehrwert für Werbetreibende
Laut aktueller Untersuchung von Newswork gewinnen High-Attention-Medien für Werbetreibende an Bedeutung. So erreichen Anzeigen auf digitalen Nachrichtenseiten 40 Prozent mehr Aufmerksamkeit als auf Nicht-Nachrichtenwebsites. Kampagnen in aufmerksamkeitsstarken Medien erzielen signifikant bessere Geschäftsergebnisse, einschließlich einer 17-prozentigen Steigerung der Markeneffekte und einem 12-prozentigen Wachstum des Marktanteils.
Im Vergleich zu 2018 hat sich die Wirkung von Nachrichtenmarken laut Studie nahezu verdoppelt.
Quelle: Newswork
Perplexity führt ein Umsatzbeteiligungsprogramm für Verlage ein
In Reaktion auf die sich verändernde Marktdynamik entstehen innovative Erlösmodelle. Perplexity hat kürzlich ein KI-Abonnement für Publisher eingeführt. Namhafte Medienunternehmen wie die Washington Post, Le Monde und Condé Nast haben sich dem Umsatzbeteiligungsmodell namens Comet Plus bereits angeschlossen. Das Programm teilt 80 Prozent der Abo-Einnahmen mit teilnehmenden Publishern.
Die Erlösverteilung basiert auf drei Metriken:
- menschliche Besuche,
- Suchzitate und
- automatisierte KI-Interaktionen.
Perplexity betont, das Modell solle „ein faireres Internet“ schaffen, in dem Journalismus angemessen vergütet wird. Damit positioniert sich der KI-Suchdienst als Partner statt Konkurrent für Publisher.
Quelle: PressGazette



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